30.04.2024
In Bremen gibt es eine Debatte um die Umbenennung der Langemarckstraße in Georg-Elser-Allee. Dagegen wehren sich nicht nur die unmittelbaren Anwohner, die sich von der Politik übergangen fühlen. Eine Petition dagegen kann unterschrieben werden.
Wir dokumentieren im Folgenden zwei gegensätzliche Stellungnahmen dazu, von Walter Ruffler sowie eine Pressemitteilung der Linken.
Pressemitteilung der Fraktion Die Linke in der Bremischen Bürgerschaft vom 24.4.24
Umbenennung der Langemarckstraße: Die FDP hat die Entscheidung des Beirats zu respektieren!
Mit einer Petition will ein Bürger auf den letzten Metern des Prozesses die geplante Umbenennung der Bremer Langemarckstraße in „Georg-Elser-Allee“ verhindern. Die FDP-Bürgerschaftsfraktion erklärte jüngst, die Petition zu unterstützen.
Bereits im Dezember 2022 hat der Beirat Neustadt einstimmig die Umbenennung der 1,4 Kilometer langen Langemarckstraße beschlossen. Nachdem nun auch die Deputation für Bau und Mobilität dieser Umbenennung zugestimmt hat, fehlt nur noch der Beschluss des Senats.
Olaf Zimmer, Sprecher für Petitionen der Fraktion DIE LINKE in der Bremischen Bürgerschaft, kritisiert: „Es ist gerade in Zeiten von Kriegen ein absolut wichtiges Signal, Symbole deutschnationaler und nationalsozialistischer Kriegsverherrlichung demokratisch zu bearbeiten. Genau das hat die Georg-Elser-Initiative mit viel Engagement vorbildlich getan. Der zuständige Beirat hat richtigerweise und einstimmig entschieden: Militaristische Straßenschilder aus der Nazizeit müssen weg, ein antifaschistischer Widerstandskämpfer gehört stattdessen gewürdigt. Alles natürlich eingebettet in die nötigen zusätzlichen Denkorte an die Verbrechen im ersten Weltkrieg, wie sie in Langemarck stattfanden.“
Als Sprecher für Beiräte ergänzt Zimmer: „Ich bin wirklich verstört vom Verhältnis der FDP-Bürgerschaftsfraktion zu den Kernzuständigkeiten der Lokalpolitik in den Stadtteilen! Es gibt ja nur wenige Felder, auf denen die Beiräte entscheiden können, die Benennung von Straßen ist so eins. Der Neustädter Beirat hat die Umbenennung der Langemarckstraße nach langer Abwägung einstimmig entschieden – diese Entscheidung hat die FDP zu respektieren. Alles andere wäre grotesk.“
Die Georg-Elser-Initiative, die sich seit Langem für eine Umbenennung der Straße einsetzt, hat nach eigenen Angaben auch soziale Härten im Zuge von Adressänderungen abgewendet. „Ein stationäres Angebot für kostenfreie Änderungen von Personalausweisen und anderen Dokumenten sowie die angebotene finanzielle Unterstützung bei Härtefällen sind vorbildlich“, lobt Zimmer.
Zum Hintergrund
Die Allee wurde 1937 von den Nationalsozialisten in „Langemarckstraße“ umbenannt, in Anlehnung an eine von ihnen verklärte Schlacht im belgischen Flandern während des Ersten Weltkriegs („Mythos von Langemarck“). Der neue Namensgeber der Straße dagegen, Georg Elser, war ein antifaschistischer Kriegsgegner und Schreiner, der Hitler mitsamt dem wichtigsten NSDAP-Kader im Münchener Bürgerbräukeller noch vor Beginn des industriellen Massenmordes im Zuge des Weltkrieges töten wollte und dabei knapp scheiterte. Er wurde am 9. April 1945 – einen Monat vor Kriegsende – im KZ Dachau ermordet.
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