von Bernd Fischer
07.02.2023
2018 noch entspannt und fröhlich, gehen die Grünen fünf Jahre später, um den lästigen Makel einer Friedenspartei endlich loszuwerden, entschlossen in den nächsten großen Krieg. Zoe Mayer (28), Bundestagsabgeordnete, warnt dabei in alter deutscher Tradition vor (Volks)Schädlingen, Hetzern und suggestiven Defätisten: „Jede Person, die gerade twittert, dass Deutschland in den Krieg ziehen will weiß, dass das Quatsch ist. Diese Suggestion hat das Ziel Schaden anzurichten und aufzuhetzen."
Gedankenlose Kriegsbegeisterung oder das Fehlen christlicher Nächstenliebe ist den Grünen allerdings nicht vorzuwerfen. So äußerte die ehemalige Theologiestudentin Katrin Göring-Eckardt, geb. Eckard (56), Vorsitzende der Bundestagsfraktion ihrer Partei und Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, schon 2018 beim Katholikentag in Münster bei einem sogenannten Bibelimpuls ihre Sorge darüber, dass „die Welt an so unterschiedlichen Stellen brennt - und wir große Sorgen haben, dass diese Brände größer werden.“ Damals wusste sie noch nicht, „wie wir sie löschen können“, doch inzwischen weiß sie es, weshalb sie am 24. Januar 2023 stolz und zufrieden twitterte: „The #Leopard's freed! Jetzt kann er hoffentlich schnell der Ukraine bei ihrem Kampf gegen den russischen Angriff und für die Freiheit der Ukraine und Europas helfen."
Mit Stolz und Zufriedenheit wird auch Dr. Janosch Dahmen (42) auf die Fundamente seiner friedfertigen Existenz mit abgeschlossener Schulbildung, Studium der Politikwissenschaft und Studium der Humanmedizin in Witten/Herdecke blicken können, Fundamente, die ihn dazu befähigen, als Gesundheitsexperte seiner Partei die Zukunft nicht nur seiner Kinder für den militärischen Sieg einer korrupten, faschistoid verseuchten Ukraine aufs Spiel zu setzen, was ihm eine gewisse Lust zu verschaffen scheint. „Endlich!“, seufzte er am 24. Januar auf Twitter, „#Ukraine️ #FreeTheLeopard"
Bei Agnieszka Brugger (38), Mitglied im Verteidigungsausschuss des deutschen Bundestags, Mitglied der Mitgliederversammlung der Heinrich-Böll-Stiftung sowie Mitglied im Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, geht es emphatischer zu, weshalb sie sich in aller Unschuld um die „unschuldigen Menschen in der Ukraine“ sorgt. Weil aber jetzt alles sehr „schnell gehen“ muss, hat sie verständlicherweise keine Zeit, sich um das Schicksal der jungen ukrainischen Männer zu kümmern, die gerade zu Tausenden an der Freiheitsfront verrecken, bevor die Wunderwaffe aus dem Hause Rheinmetall die große Wende bringen kann: „Es ist die richtige Entscheidung. Die unschuldigen Menschen in der Ukraine brauchen diese Unterstützung angesichts der drohenden russischen Offensive dringend. Es muss jetzt schnell gehen."
Auch für Sara Nanni (36), sicherheitspolitische Sprecherin ihrer Partei, kann es nicht schnell genug gehen. Sie träumte am 24. Januar auf Twitter schon davon, die stählerne Großkatze frei nach Leni Riefenstahl als Symbol oder Triumph des Willens in ostukrainischer Wildbahn jagen zu sehen: „Der Leopard ist zum Symbol geworden für den Willen Europas und des Westens, die Ukraine bei ihrem Verteidigungskampf bestmöglich zu unterstützen. Jetzt geht es los. Gut so." Doch gut ist nicht gut genug, weshalb sie sich nach dem letzten Tweet des Tages: „Free the Leopards. Just do it" mit einem abendlichen Stoßseufzer in Erinnerung bringen musste: „Endlich! #FreeTheLeopards. Eine gute Entscheidung."
Anders Omid Nouripour, neben Ricarda „Die Gaspreisbremse“ Lang, Bundesvorsitzender seiner Partei. Er kann die Dinge nicht von ihrem Gebrauch und den Gebrauch nicht von seinen Folgen unterscheiden, was er im ZDF auch freimütig bekennt: „Ich weiß nicht, warum Schützenpanzer nicht eskalativ sind, aber Kampfpanzer schon." Weshalb er auch nicht begreifen kann, warum die Sprache der deutschen Außenministerin eine eskalative Wirkung auf den militärischen Konflikt zwischen Russland und der Nato hat, obwohl die Frau so gerne barfuß über Strände läuft.
Im Gegensatz zu Omid Nouripour hat Anton Hofreiter (52), Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union, genau verstanden, worum es geht. Als geborener Tatmensch knöpft er die Weste auf, krempelt die Ärmel hoch und meldet sich am 25. Januar bei Facebook zur Stelle: „Es kommt jetzt darauf an, die nächsten Schritte eng mit unseren Verbündeten abzustimmen. Ausbildung, Versorgungsketten, Wartung, Instandsetzung - es gibt viel zu tun. Erst wenn Putin erkennt, dass er diesen Krieg nicht gewinnen kann, wird er zu Verhandlungen bereit sein und ein Frieden wird möglich."
Auch Cem Özdemir (57), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, wusste zeitgleich mit Anton Hofreiter, was Putin´s Russland erkennen und begreifen muss: „Russland muss begreifen, dass es seinen mörderischen Krieg nicht gewinnen kann. Dazu muss die Ukraine in der Lage sein, die russischen Angriffe immer wieder abzuwehren. Und dazu müssen wir die Ukraine so stark wie möglich machen. Genau dafür liefern wir den Leopard 2. Gut so!"
Begriffen hat Cem Özdemir spätestens als Alumni (aus lateinisch alere für „ernähren“, „aufziehen“) im Young Leader-Programm des American Council on Germany, dass es nicht schaden kann, mit den Wölfen zu heulen, insbesondere mit den transatlantischen, die nicht zufällig dem Council on Foreign Relations angegliedert sind, einer US-amerikanischen Denkfabrik, in der sich schon der spätere US-Außenminister und Kriegsverbrecher Henry Kissinger seine ersten eskalativen Sporen verdienen konnte. Zum Außenminister wird es Cem Özdemir nicht bringen, doch er entwickelt sich, auch und gerade, wenn es darum geht, „die Ukraine so stark wie möglich (zu) machen.“
Andrij Melnyk (47), ehemaliger Botschafter der Ukraine in Deutschland und bekennender Verehrer des ukrainischen Polen- und Judenmörders Stepan Bandera, sehnt sich auch ohne Mitgliedschaft bei Bündnis90/Die Grünen nach dem Gott des Krieges, der das atomare Feuer über Russland regnen lässt: „Hallelujah! Jesus Christ! And now, dear allies, let‘s establish a powerful fighter jet coalition for Ukraine with F-16 and F-35, Eurofighter and Tornado, Rafale and Gripen jets and everything you can deliver to save Ukraine!”
So weit kann Annalena Baerock (42) nicht oder noch nicht gehen, musste sie doch im Gegensatz zu Melnik und Hofreiter einen Amtseid leisten, in dem sie sich verpflichtet hat, ihre ganze „Kraft dem Wohle des deutschen Volkes (zu) widmen, seinen Nutzen (zu) mehren (und) Schaden von ihm (zu) wenden.“ Doch eine kleine, prickelnde Eskalation am atomaren Abgrund sollte erlaubt sein, wenn es hilft, die Ukraine, das „Herz des freien Europa“ (Charles Michel), gegen Autoritarismus und Totalitarismus zu verteidigen. Wie man das Grundgesetz dabei dreht und wendet, wird sie spätestens 2020 als Alumni (siehe Özdemir) im Programm Young Global Leaders bei Klaus Schwab, dem Gründer des World Economic Forum in Davos, gelernt haben. Dort hat man ihr wohl auch gesagt, dass sich die Generation junger Wählerinnen und Wähler nicht im Geringsten an ihrer unbefangenen Kindersprache stört, weshalb sie auch am 24. Januar beim Treffen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats frank und leopardenfrei verriet, was sowieso schon jeder weiß: „Wir führen einen Krieg gegen Russland."
Dabei geht sie schlafwandelnd in den Fußstapfen ihres Großvaters Waldemar, der im Winter 1945 als Wehrmachtssoldat an der Oder damit beschäftigt war, die militärische Niederlage Nazi-Deutschlands abzuwenden, weshalb sie 05. Mai 2021 im Rahmen einer Tagung des Atlantic Council auf seine imaginären Schultern stieg, um die Ost-Erweiterung der EU im Stil einer begeisterten Teenagerin zu feiern. „Das war Ostdeutschland. Und das hat eine direkte Grenze über die Oder zu Polen. Und mein eigener Großvater kämpfte dort an diesem Fluss, an dieser Grenze. Und ich stand dort 2004 auf dieser Brücke, die offensichtlich wieder aufgebaut war zwischen Polen und Deutschland, als Joschka Fischer als Außenminister zusammen mit seinem Kollegen von der polnischen Seite erneut die Wiedervereinigung Europas feierte. Und das war wirklich der Moment, als ich dachte, wow, wir stehen nicht nur auf den Schultern von Joschka Fischer, sondern auch auf denen unserer Großväter, die es möglich machten, dass Länder, die Feinde waren, erneut nicht nur in Frieden, sondern in Freundschaft zusammen sind.
So wird, yeah, die Geschichte weiter gebaut.“
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„So wird, yeah, die Geschichte weiter gebaut.“
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