von Bernd Hontschik
25.01.2022
Als die Pandemie unser aller Leben in den Griff nahm,
wartete die verängstigte Welt auf einen Impfstoff. Unter
Zeitdruck und mit milliardenschweren staatlichen Subventionen
waren Impfstoffe mit einer völlig neuartigen
Technologie bereits nach gut einem Jahr fertig. Die westlichen
Staaten kauften sich die Impfdosen gegenseitig
vor der Nase weg, während Afrika, Südamerika und der
ärmere Teil Asiens das Nachsehen hatten. In der Folge
taten sich besonders Deutschland und die Europäische
Union darin hervor in, eine Freigabe der Impfstoffpatente
kategorisch abzulehnen und bis heute zu verhindern,
selbst wenn das zum eigenen Schaden war. Beim EUGipfel
in Porto erklärte Angela Merkel 2020, sie glaube
nicht, „dass die Freigabe von Patenten die Lösung ist,
um mehr Menschen Impfstoff zur Verfügung zu stellen.
Ich glaube, dass wir die Kreativität und die Innovationskraft
der Unternehmen brauchen.“
Es halfen auch die
Appelle des amerikanischen Präsidenten Joe Biden
nichts oder die des UN-Generalsekretärs
António Guterres: „Wenn es uns nicht gelingt, alle Menschen
zu impfen, entstehen neue Varianten, die sich
über Grenzen hinweg ausbreiten und das tägliche Leben
und die Wirtschaft zum Erliegen bringen.“ Er nannte es
„beschämend“, dass die Impfquoten in reichen Ländern
sieben Mal höher seien als in afrikanischen Ländern, wo
die Impfquote in zwischen 0,2 Prozent im Kongo und 4
Prozent in Äthiopien liegt. So kann man eine weltweite
Pandemie nicht unter Kontrolle bekommen.
Ein Beispiel ist die erst zehn Jahre alte US-amerikanische
Pharmafirma Moderna. Sie erhielt vom amerikanischen
Staat 1,4 Milliarden Dollar für die Entwicklung und acht
Milliarden Dollar für den Ankauf von 500 Millionen
Impfdosen. Bereits abgeschlossene Lieferverträge garantieren
bis Ende 2022 einen Umsatz von 35 Milliarden
Dollar. Im April 2021 machte Moderna erstmals einen
Quartalsgewinn, dem Impfstoff m-RNA 1273 sei Dank,
von dem eine Dosis 14,69 Euro kostet. Moderna besteht
darauf, mit exklusiven Besitzrechten die alleinige Kontrolle
darüber zu behalten, wo, von wem und wie ihr
Impfstoff hergestellt wird, und wie viel er kostet. Die
Freigabe des Patents kommt für sie unter gar keinen
Umständen in Frage. In diesem Zusammenhang muss
daran erinnert werden, dass Edward Jenner, der Erfinder
der Pockenimpfung, 1798 auf alle seine Patente auf
Dauer verzichtete. Er wollte damit verhindern, dass sich
die ärmere Bevölkerung die Impfung nicht leisten könne!
Dass es auch bei Covid-19 anders geht, zeigen Peter
Hotez und Maria Botazzi vom Baylor College of Medicine
in Texas. Sie entwickelten einen Impfstoff namens
Corbevax. Er ist hoch wirksam, leicht zu transportieren
und bei normalen Temperaturen zu lagern. Eine Dosis
kostet weniger als 6 Euro. Sie verzichteten auf Patentansprüche,
um die weltweite Impfkampagne zu „entkolonialisieren“,
wie Peter Hotez sagte. Inzwischen sind in
Indien bereits mehrere hundert Millionen Impfdosen
Corbevax hergestellt worden.
Die Pharmakonzerne mussten nicht einen Cent der
staatlichen Subventionen zurückzahlen. Ihre Aktienkurse
explodierten. Die Eigentümer gehörten schlagartig zu
den reichsten Menschen der Welt und wurden mit Auszeichnungen
überhäuft. Die Corona-Pandemie mag ein
Ruhmesblatt der medizinischen Wissenschaft sein, aber
das hat sie auch hinterlassen: Schnellverfahren bei der
Arzneimittelzulassung, intransparente mögliche Interessenkonflikte
zwischen Forschern und Herstellern, exorbitante
private Gewinne durch staatliche Subventionen,
eine Haftungsbefreiung, wie es sie nie zuvor gegeben
hat und Patentblockaden auf Kosten von Gesundheit
und Leben der Armen dieser Welt.
Das Versagen der Krankenhausfinanzierung: Ein Kahlschlag mit System
Deutschland hat ein duales Krankenhausfinanzierungssystem, die finanziellen Mittel stammen aus zwei Quellen. Für Bau, Unterhalt und Investitionen sind die Bundesländer zuständig. Die laufenden Kosten für Personal oder Material tragen die Krankenkassen. Beide Säulen der Finanzierung werden seit Jahren auf groteske Weise vernachlässigt und untergraben, so dass ein Zerstörungsprozess in der Krankenhauslandschaft die zwangsläufige Folge ist.
Weiter lesen...
§ 219a - Das kleine schmutzige Anhängsel
Vor wenigen Tagen ist der §218 einhundertundfünfzig Jahre alt geworden. Seit einhundertundfünfzig Jahren wogt eine große gesellschaftliche Diskussion über diesen Paragraphen hin und her. Solange Männer die politischen Entscheidungen in unserem Land dominieren, wird eine Lösung im Sinne der Selbstbestimmung von Frauen in weiter Ferne bleiben.
Weiter lesen...
Erkranken schadet Ihrer Gesundheit
Der erfahrene Chirurg Bernd Hontschik prangert die Umwandlung unseres Gesundheitssystems in eine profitorientierte Industrie mit all ihren "kranken" Begleiterscheinungen seit vielen Jahren an und fordert dazu auf, zur eigentlichen Bestimmung der Medizin zurückzukehren.
Weiter lesen...
Corona-Virus in der EU: Gesundheitssysteme nicht vorbereitet
Sars-Cov2 ist die aktuelle Variante des seit Jahrzehnten bekannten Corona-Virus. Er war so ähnlich schon ein paar mal aufgetaucht, 2003 als SARS, 2012 als MERS. Vor neuen Varianten wurde seit den 1990er Jahren gewarnt. Trotzdem war auch die EU völlig unvorbereitet.
Weiter lesen...